Wieso BIM der Grundstein für gute Projektplanung ist
Das BIM-Modell ist ein ganzheitlicher, Planungsprozess, der es einem Projektteam ermöglicht, Auswirkungen von Designentscheidungen zu visualisieren und zu analysieren, bevor sie abschließend getroffen werden. Dieser Ansatz ermöglicht es, fundiertere Entscheidungen zu treffen, um die Einhaltung von Kosten-, Termin- und Qualitätszielen sicherzustellen.
Im Gegensatz dazu werden in herkömmlichen Planungsprozessen Entscheidungen häufig linear und isoliert getroffen. Im Ergebnis kann das zu ineffizienten Entwürfen führen, die höhere Kosten, Nacharbeit und Verzögerungen nach sich ziehen.
Michael Willimek: “Ein Aspekt, den man nicht oft genug hervorheben kann und der häufig vergessen wird, ist, dass für das Setup eines strukturierten BIM-Prozesses alle Beteiligten geradezu genötigt sind, frühzeitig und intensiv miteinander über das Projekt und gemeinsame Schnittstellen zu sprechen. Das sollte auch bei konventionellen Projekten stattfinden, wird aber oft vernachlässigt. Bei BIM-Projekten fordert und fördert ein kompetentes BIM Management diesen Austausch aller Planungsbeteiligten – und das führt zu strukturierter Zusammenarbeit”.
©Michael Willimek - Leuchtenplanung und Fluchtwegkennzeichnung mit 3D-BIM-Objekten
Welche Vorteile bietet BIM im Vergleich zu konventionellen Arbeitsweisen?
Als größten Vorteil der BIM-Methode sieht Michael Willimek dabei die Errichtung einer “Single Source of Truth” im Projekt, sprich, dass es mit einem Koordinationsmodell eine zentrale Grunddatenlage gibt, an der sich alle Projektbeteiligten orientieren können. Das erleichtert nicht nur das Informationsmanagement:
“Es ist vereinfacht auch die Koordination aller Beteiligten, mit einem verbindlichen Datensatz zu arbeiten, der regelmäßig über sog. Data-Drops aktualisiert wird. So wird vermieden, dass sich jede Planungsdisziplin ihre eigene Version der Realität als Arbeitsgrundlage zusammenstellt". Viel von dem Abstimmungsbedarf zwischen Personen, Teams oder verschiedenen Unternehmen, die an demselben Projekt arbeiten, entfällt. Alle können einfach auf einheitliche Grundlagen zurückgreifen.
BIM liefert außerdem eine präzise Grundlage für die Kostenkalkulation und eine schnelle Analyse und Bewertung der Planung. Durch den Einsatz digitaler 3D-Modelle kann das Projektteam vom Bauherrn gewünschte Varianten in der Planungsphase leicht auswerten und modellbasiert kommunizieren. In diesem Zusammenhang kann die bessere Nachvollziehbarkeit von Änderungen als Vorteil gesehen werden. Inbetriebnahme, Nachbereitung der Abnahme und Übergabe eines Projekts werden durch eine stringente modellbasierte Dokumentation erleichtert. Das gilt auch dann, wenn der nachfolgende FM-Prozess nicht modellbasiert sein sollte – was heutzutage noch meistens der Fall ist. Auch begünstigt BIM die Umsetzung von Nachhaltigkeitsanforderungen durch einfache und schnelle, strukturierte Datenlieferung.
Welche Herausforderungen kann BIM in Bauplanungsprojekten lösen?
In seiner Laufbahn hat Michael Willimek BIM in verschiedenen Bauplanungsprojekten genutzt und damit Erfolge erzielt, zum Beispiel im Wohnungsbau, hier insbesondere auch mehrfach beim Bauen im Bestand. Die große Herausforderung, die es hier zu meistern gilt: Den Bestand gut zu erfassen und in die Planungsprozesse zu integrieren.
Auch bei Großprojekten, wie zum Beispiel bei Forschungsbauten, hat BIM-basiertes Arbeiten einen signifikanten Unterschied gemacht, so Michael Willimek: “Bei solchen Projekten liegt ein starker Fokus auf dem Anwendungsfall ‘Raumbuch’. Dies beinhaltet die Zusammenführung von Raumflächen und Ausstattungen in einer webbasierten Raumbuchdatenbank. Neben SOLL-IST Abgleichen wurden daraus Grundlagen für die Erstellung der Genehmigungsanträge abgeleitet. Ebenso mussten Auszüge von Massen und Mengen generiert und mit der bauteilbasierten Kostenschätzung zusammengebracht werden. Das haben als zusammen mit den anderen Planern größtenteils BIM-basiert aufgesetzt und mit großer Zeitersparnis und stimmigen Ergebnissen gelöst”.
Neben dem Wohnungsbau hat Michael Willimek beim Bau und Ausstattung einiger Arztpraxen mitgewirkt. Auch in diesen eher kleinen BIM-Projekten war ein großes Thema die Integration aller Gewerke und des gesamten Ausbaus – und auch hier war das Bauen im Bestand eine nicht zu unterschätzende Anforderung.
“Vor allem bei diesen Innenausbauten sind seit 2014 BIM-Objekte von BIMobject bei Möblierung und Beleuchtung, aber auch bei Teilen der medizinischen Aussattung ins Spiel gekommen. Bei diesem umfangreichen Prozess hat BIMobject eine große Arbeitsersparnis gebracht. Wir konnten auf einfache Weise Objekte herunterladen, die sich als Bibliotheken nahtlos in unsere CAD-Umgebung integrierten und die sowohl 2D als auch 3D über eine gute Darstellung mit konfigurierbarer Detailtiefe verfügten".
Was zeichnet gute Objekte aus – und wohin müssen sich Hersteller und Plattformen künftig entwickeln?
Ein wesentlicher Aspekt beim Thema BIM-Objekte für Michael Willimek ist eine bau-realistische Konfigurationsmöglichkeit. Es sollten sich in Einstellungsdialogen nur Produkte konfigurieren lassen, die auch tatsächlich so hergestellt werden. Dazu kommt eine konsequente und umfassende Durcharbeitung der Darstellung in 2D und 3D und eine softwaretechnische Aufbereitung, mit der sichergestellt ist, dass die Objekte in gängigen CAD-Programmen eingesetzt werden können. Dabei spielen eine einheitliche Qualität der Objekte und übergeordnete Modellierungsstandards eine wichtige Rolle.
“Ein großer Vorteil von BIM-Objects ist, dass dort reale Produkte gefunden werden können, die für 2D-Planung, 3D-Modellierung und für die Visualisierung nutzbar sind. Wenn wir also beim Beispiel der Arztpraxis bleiben: Wir haben z.B. Gerätewägen, Beleuchtung, Handtuchhalter, Abfalleimer oder Büromöbel für die Behandlungszimmer sowie Stühle und Tische für die Wartezimmer oder Türanlagen für Zugangsbereiche – die komplette Ausstattung - über den BIMobjects-Katalog zusammengestellt. Man findet also ohne ohne große Suche reale, herstellerspezifische Objekte.”.
©Michael Willimek - Planung mit Dachfenstern aus BIM-Objekten
Dabei legt Michael Willimek großen Wert auf für die relevanten Softwarehersteller native Objekte. Das sei, vor allem für Architekten, das A und O: “Natives Objekt heißt in dem Fall, dass ich nicht nur die Geometrie importieren kann, sondern dass die Objekte einen Konfigurationsdialog zu Darstellung und Darstellungstiefe in 2D und 3D haben. Auch eine funktionierende Verlinkung zu weiterführenden Informationen halte ich für wesentlich. Daneben sollte es unbedingt auch eine Möglichkeit geben, herstellerspezifische Ausprägungen für den Einsatz in öffentlichen Ausschreibungen wieder zu entfernen und ein generisches Platzhalterobjekt zu erstellen”.
Künftig wird auch die direkte Beziehung zwischen Hersteller und Kunde relevanter. Dies wird die Möglichkeit erfordern, Produkte jenseits des Handels möglichst umfassend konfigurieren zu können. Auf diesen Schwenk vom Verarbeiter zum Endkunden oder zu dem von ihm beauftragten Planer werden die Hersteller mit veränderter Beratungskompetenz reagieren müssen.
Um dem BIM-Marktplatz von BIMobject noch mehr Schliff zu geben, schlägt Michael Willimek außerdem vor, noch näher am Kunden zu sein und im Portal Bewertungsmöglichkeiten anzubieten: “Es wird unabdingbar sein, Standards für BIM-Objekte zu generieren und Kriterien festzulegen, die die Programmierer dieser Objekte erfüllen müssen. So wird es möglich sein, die Qualität der Objekte im ganzen Angebot zu managen, kontinuierlich zu steigern und damit die Akzeptanz bei den Nutzern weiter zu erhöhen".
Designdarstellung mit Bibliotheken ©Michael Willimek